Herz-Jesu-Verehrung

 

Wer heute noch von Herz-Jesu-Verehrung redet und sich dabei gar auch noch auf die Privatoffenbarungen beruft, die vor 300 Jahren in einem franzšsischen Kloster eine junge Nonne gehabt haben soll, der wird von vielen Menschen, auch von Katholiken, sogar von Priestern, nicht ganz ernst genommen, als ein der Nostalgie verfallener TrŠumer oder als ein Phantast hingestellt. Wie kann man nur in dieser weltzugewandten Zeit einer technisierten Industrie- und Konsumgesellschaft von Herz-Jesu-Verehrung sprechen? Das war einmal. Aber heute?

Und doch kommt mir vor, als ob die Herz-Jesu-Verehrung nie so aktuell gewesen wŠre wie heute! Wieso? Darf ich es an einem Ortsnamen aufzeigen, der heute auch sehr vielen Menschen nichts mehr sagt und der doch wie kaum ein anderer Ortsname an Šrgste Herzlosigkeit erinnert, zu der Menschen je fŠhig waren: Lidice! Am 10. Juni 1942 wurde Lidice, ein bis dahin ganz unbekannter Ort in der CSR, von der NS-Sicherheitspolizei wortwšrtlich dem Erdboden gleichgemacht: Die mŠnnlichen Bewohner des Ortes – 192 insgesamt, der Šlteste 84, der jŸngste 15 Jahre alt – wurden erschossen, die fast 200 Frauen des Dorfes und die 104 Kinder wurden in KZs abgeschoben; die meisten von ihnen fanden in den Gaskammern der NS-Vernichtungslager den Tod. Das alles gehšrte zu den Vergeltungsma§nahmen, die die NS-Behšrden des damaligen Protektorates Bšhmen-MŠhren angeordnet hatten, weil der stellvertretende Reichsprotektor, der SS-ObergruppenfŸhrer und Polizeigeneral Reinhard Heydrich durch tschechische WiderstandskŠmpfer ermordet worden war. Die Bewohner Lidices hatten angeblich diese WiderstandskŠmpfer unterstŸtzt. Darum diese grausame Vergeltung! – Nicht weit von den TrŸmmerresten des alten Lidice stehen heute auf einem HŸgel in Neu-Lidice, etwa 150 moderne HŠuser. Im alten zerstšrten Dorf aber erinnert auf dem ehemaligen Hof des Bauern Husak, wo die MŠnner erschossen worden waren, ein gro§es Kreuz an jenen 10. Juni 1942.

Immer wieder haben Menschen andere kalt, lieblos, herzlos ermordet.  Ob das nun Lidice in der CSR war oder Oradour in SŸdfrankreich, wo 1944 als Repressalie gegen die franzšsische Widerstandsbewegung der ganze Ort niedergebrannt, der grš§te Teil der Bevšlkerung aber umgebracht wurde, oder ob das My Lai in Vietnam war, oder ob es Solschenizyns Archipel Gulag war oder ob es die AbfallkŸbel sind, die an jenen StŠtten, an denen die teuflische Fristenlšsung praktiziert wird, mit abgetriebenen Fšten gefŸllt werden ...

†ber all den herzlos gemordeten Menschenleibern und Menschenseelen erhebt sich – wie heute in Lidice – ein Kreuz, das Kreuz, an dem jener hing, der mit seinem durchbohrten Herzen alle Herzlosigkeit und Lieblosigkeit der Menschen sŸhnen wollte, und der uns durch seine selbstlose, zum Šu§ersten Opfer bereite Liebe von der Krippe bis ans Kreuz lehren wollte, wie es auf das Herz, auf die dienende, sŸhnende, vergebende, verzeihende, opferbereite Liebe ankommt.

Albert Einstein, der kein Christ war, hat genial das Mysterium des Herzens erspŸrt, als er kurz vor seinem Tod beim Gedanken an die Folgen, die aus der Atomspaltung hervorwachsen kšnnen, meinte, das Problem unserer Zeit sei nicht jenes der Atomenergie, sondern das des menschlichen Herzens. Wo aber andere in einer erschŸtternden Klage mit recht von der ãTragšdie des menschlichen HerzensÒ schreiben, das erstorben ist bis tief in die Reihen derer hinein, die sich Christen nennen, da schauen wir auf zu jenem Herzen, das aus unendlicher Liebe fŸr uns durchbohrt worden ist und das allein gegenŸber der Herzlosigkeit der Menschen helfen kann, die Menschen wieder menschlicher zu machen, denn Christus selbst hat – wie Papst Pius XII. in seiner gro§artigen Herz-Jesu-Enzyklika ãHaurietis aquasÒ vom 15. Mai 1956 geschrieben hat – sein Herz ãzum Zeichen und Unterpfand der Erbarmungen und der Gnade fŸr die Nšte der Menschheit und fŸr die Nšte der Kirche in unserer Zeit bestimmtÒ.

Dieses gottmenschliche Herz, zu dem man aufschauen und von dem man ehrlich lernen sollte, ist der Inbegriff aller Herzlichkeit, aller GŸte und Liebe! ãLernet von mirÒ, sagte Jesus eines Tages. Aber er sagte nicht etwa: Lernet von mir Wunder wirken, Kranke heilen, Brot vermehren, Wasser in Wein verwandeln ... Gewiss, er hŠtte auch das sagen kšnnen. Aber kommt es beim rechen Menschsein nach dem Ebenbild Gottes darauf an? Christus sagte nur: ãLernet von mir, denn ich bin sanft und demŸtig von Herzen und ihr werdet Ruhe finden fŸr eure Seelen!Ò

Also nicht auf das, was uns das Leben leichter, schšner, angenehmer, genussreicher und lustreicher machen kšnnte, kommt es an, sondern auf das, was uns zur wahren Herzlichkeit fŸhrt und uns von aller Herzlosigkeit befreit! Nur das ist entscheidend und das sollen wir von ihm lernen. Und man mŸsst sich dazu an das durch ergreifende Herzlichkeit charakterisierte Leben Jesu erinnern.

Man mŸsste das ganze Erdenleben Jesu wie in einem Filmstreifen vor sich abrollen lassen, um sich klarzumachen, wie Jesus Christus bei allem, was er sprach und tat, so ganz mit dem Herzen dabei war: Ja, wenn er sprach, sprach er von Herzen, weil er es mit jedem Wort, das er sagte, gut, unendlich gut mit den Menschen meinte und ihnen wahrlich keine Drohbotschaft, sondern eine Frohbotschaft verkŸndete.

Und bei allem,, was er tat, war er ganz mit dem Herzen dabei: Man mŸsste beispielsweise die Krankenheilungen Jesu der Reihe nach mšglichst anschaulich und konkret an Hand der Texte der Hl. Schrift schildern, es wŸrde einem dann in ŸberwŠltigender Weise aufgehen, wie Jesus mit dem Herzen dabei war, denn die Liebe, die Macht seines selbstlos liebenden Herzens trieb ihn zu diesen Wundern ...

Und wenn er drau§en in der WŸste das Brot vermehrte, so war er wieder ganz mit dem Herzen dabei, denn er hatte von ganzem Herzen Mitleid mit den Volksscharen, die wie Schafe ohne Hirten waren...

Und wenn er das Brot brach – im Abendmahlssaal und in der Herberge von Emmaus – so war er wieder ganz mit dem Herzen dabei. Denn ein zuverlŠssiger Zeuge des Abendmahlsgeschehens, der LeibesjŸnger Johannes, schrieb darŸber: ãDa der Herr die Seinen, die in der Welt waren, liebte, liebte er sie bis ans Ende, bis zum €u§erstenÒ... Die zwei EmmausjŸnger aber gestanden nach ihrer beglŸckenden Christusbegegnung, dass sie ihn am Brotbrechen erkannt hŠtten und wie ihr eigenes Herz damals brannte, als er ihnen – auf dem Weg mit ihnen redend – die Schrift erschloss.

Und wie war Jesus mit dem Herzen dabei, wenn er sich der SŸnder, der Irregegangenen, der Verirrten annahm, trotz Hohn und Spott der PharisŠer, denen er sagte: ãNicht die Gesunden bedŸrfen des Arztes, sondern die Kranken...Ò! Er ist der gute Hirte, der dem verlorengegangenen Schaf nachgeht und es sucht und sucht, bis er es findet. Das ist eigentlich der ganze Trost der Menschheit in ihrer Herzlosigkeit, SŸndhaftigkeit und Verlorenheit, dass der Herr Jesus mit liebendem Herzen noch jedem Verlorenen nachgeht, bis er ihn findet! Das ist der gro§e Trost der Menschheit in der ausweglosen Situation, in die sie sich verrannt hat, dass einer da ist, der keinen aufgibt und keinen versto§t, und fŸr den es auf dieser Erde keinen schon endgŸltig Verlorenen gibt. Einer ist mit liebevoll sorgendem Herzen immer auf der Suche, auf der Suche nach jedem von uns, bis er ihn findet. So lange, so unermŸdlich, so unverdrossen, so geduldig, so langmŸtig sucht er, bis er den Verlorenen findet. Das kann nur einer mit einem ganz selbstlos liebenden, zum letzten Opfer bereiten Herzen, in welchem das Feuer  gšttlicher Liebe lodert. Das zeigte sich damals am klarsten, als er litt und starb. Er tat es nicht etwa unwillig, unter einem harten, eisernen Muss, er tat es ganz freiwillig, aus Liebe. Er war auch da - und da erst recht - so ganz mit dem Herzen dabei. Weil er uns alle durch sein Leiden und Sterben erlšsen und fŸr unsere Herzlosigkeit Gott und den Mitmenschen gegenŸber SŸhne leisten wollte. Und er opferte sich hin bis zum letzten Blutstropfen, der seinem durchbohrten Herzen entstršmte.

Hier muss ich immer an ein Buch des verstorbenen šsterr. Bischofs Alois Hudal – damals Rektor der deutschen Nationalkirche in Rom – denken, das dieser in einer herzlosen Zeit schreib, um darin Stellung zu nehmen zum sturmbewegten Zeitgeschehen. Im Vorwort schrieb dieser angesehene Verfasser: ãDieses Buch ist mit meinem Herzblut geschriebenÒ. Das war – in bester Absicht – eine arge †bertreibung, zumal dieses Buch damals viel Verwirrung stiftete; ãDieses Buch ist mit meinem Herzblut geschrieben!Ò Bei einem war es keine †bertreibung, sondern wortwšrtlich wahr: Jene Seite der Heilsgeschichte, die Ÿber unserer Erlšsung berichtet, ist wirklich mit Herzblut geschrieben, mit dem Herzblut des Gottmenschen Jesus Christus. Und die Worte, die der Erlšser da mit dem Blut seines heiligsten Herzens schrieb, lauten: ãMit ewiger Liebe habe ich euch Menschen geliebt, um euch alle an mein Herz zu ziehen!Ò

Ja, am Kreuze schrieb der menschgewordene Sohn Gottes Jesus Christus mit seinem Herzblut die Geschichte seiner Liebe zu uns armen SŸndern zu Ende, diese schšnste und ergreifendste ãLove storyÒ, die keine blo§e Dichtung, auch nicht etwa Mythos oder fromme Legende, sondern von der Krippe bis zum Kreuz historische Wirklichkeit ist.

Diese ãLove storyÒ, diese wundervolle Geschichte der Liebe Christi zu uns Menschen hat 33 Kapitel, entsprechend den 33 Lebensjahren der Lebensgeschichte unseres Herrn und Heilands. Und die vielsagenden KapitelŸberschriften dieser 33 Kapitel sind – so kommt mir immer vor – die 33 Anrufungen der Herz-Jesu-Litanei. In ihnen ist der Reihe nach der ganze Inhalt unseres christlichen Glaubens mit dem Heilsmysterium des Christusereignisses von der ewigen Geburt des Sohnes Gottes aus dem Vater und der EmpfŠngnis im Scho§e der jungfrŠulichen Mutter Maria angefangen, bis hin zur Durchbohrung des Herzens Jesu wunderbar klar, theologisch tief, trostvoll und schšn, nicht abstrakt, sondern sehr konkret und auf die Lebenssituation eines jeden von uns zugeschnitten, angegeben. Man sollte diese Litanei oft beten und Ÿber die einzelnen Anrufungen meditieren. Man wŸrde dabei immer mehr zu spŸren bekommen, dass es bei der Herz-Jesu-Verehrung im Sinn der Kirche nicht – wie so viele heute meinen – um eine altmodische, všllig Ÿberholte, sŸ§liche, weichliche und weibische Andachtsform einer frommen Nonne, die vor 300 Jahren in einem franzšsischen Kloster gelebt hat, geht, sondern eigentlich wirklich um die Herzmitte unseres christlichen Glaubens. Denn was ist es hinter allem Wandelbaren das Unwandelbare, hinter allem Unwesentlichen das Wesentliche unseres christlichen Glaubens und der gesamten biblischen Frohbotschaft? Es ist die Wahrheit, dass ãGott (Vater) so sehr und in solcher Art die Welt (und uns Menschen in ihr) geliebt hat, dass er seinen eingeborenen Sohn dahingab (in den SŸndentod am Kreuze), damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengehe, sondern das ewige Leben habeÒ (Joh 3,16). Die dichteste Verkšrperung aber und das sprechendste Symbol dieser Liebe Gottes zu uns Menschen ist das durchbohrte Herz des Gottmenschen Jesus Christus! 

(Vor 300 Jahren hatte die heilige Ordensfrau Margarethe Maria Alacoque jene Christusvision, bei der ihr der Herr sein von Feuerflammen umlohtes, dornengekršntes Herz zeigte und dabei die bekannten Worte zu ihr sprach: ãSiehe da dieses Herz, das die Menschen so sehr geliebt und sie mit lauter Wohltaten ŸberhŠuft hat! Was aber ist der Lohn fŸr diese ma§lose Liebe? Nur Lauheit, ZurŸcksetzung und SchmŠhung und zwar mitunter gerade von solchen Seelen, die eigentlich zum schuldigen Dienst besonderer Liebe verpflichtet wŠren!Ò

Papst Pius XI. hat am 8. Mai 1928 in seiner schšnen Herz-Jesu-Enzyklika ãMiserentissimus RedemptorÒ ausdrŸcklich darauf hingewiesen mit den Worten: ãAls Christus der hl. Margarethe Maria erschien, offenbarte er ihr die Grš§e seiner Liebe und klagte wehmŸtig Ÿber viel bitteres, brennendes Unrecht der undankbaren Menschen. Mšchten doch seine Worte in glŠubigen Seelen fest haften bleiben und nie vergessen werden! ... Um die Schuld (der Menschen zu sŸhnen und) abzutragen, empfahl Christus damals u.a. als seinen Herzenswunsch, im Willen zur SŸhne am Tisch des Herrn niederzuknien in der sogenannten ãSŸhnekommunionÒ und SŸhnegebete und SŸhneandachten... zu halten. Diese frommen †bungen hat die Kirche nicht nur gutgehei§en, sondern auch mit reichen Gnadenerweichen gesegnet!Ò)

Diese Herz-Jesu-Enzyklika ãMiserentissimus RedemptorÒ von Pius XI. ist Ÿbrigens ungemein aktuell auch fŸr unsere Zeit. Der Papst beschreibt da nŠmlich der Reihe nach sehr konkret, warum dem gšttlichen Herzen SŸhne geleistet werden soll: Zuerst weist er da auf die damals in Mexiko und in Russland wŸtende christen- und Kirchenverfolgung hin mit all den Grausamkeiten und GrŠueln, die dabei vorkamen. Dann weist der Papst auf die Situation in den freien christlichen LŠndern hin und schreibt: ãBei den GlŠubigen rei§t immer mehr die Gewohnheit ein, sich um kirchliche Zucht und Ordnung nicht mehr zu kŸmmern und all das beiseitezuschieben, was das ganze Christenleben zu tragen, die hŠusliche Gemeinschaft zu regeln und die Heiligkeit der Ehe zu schŸtzen vermag. Die Kindererziehung wird vernachlŠssigt oder vor lauter weichlichem Getue um ihre Kraft betrogen. Es ist zum Weinen, wie zumal das Frauengeschlecht im Verhalten und in der Kleidung auf christliches SchamgefŸhl vergisst und wie die Gier nach sexueller Befriedigung alle ZŸgel schleifen lŠsst...

Den Glauben aber bringt man ins Wanken oder in grš§te Gefahr. All dieses sittliche Elend aber machen einige mit ihrer feigen Schlaffheit und NachlŠssigkeit zum †berflie§en voll. Dazu kommt noch die Treulosigkeit bei so manchen. Dem Judas schauen sie seinen Verrat ab. In gotteslŠsterischem Frevelsinn wagen sie dabei noch an den Opferaltar zu treten oder sie laufen gleich ins feindliche Lager Ÿber. So kommt einem unwillkŸrlich in den Sinn, es seien die Zeiten jetzt am HeranrŸcken, von denen unser Herr geweissagt hat: ãWeil die Bosheit Ÿbergro§ geworden, wird in vielen die Liebe erkalten!Ò (Mt 24,12). Wer immer das alles glŠubig fromm Ÿberdenkt, der kann doch eigentlich gar nicht anders: er wird mit brennender Liebe zu Christus, dem gšttlichen Schmerzensmann in noch grš§erem Eifer seine und fremde Schuld zu sŸhnen suchen, Christi Ehre wieder herzustellen suchen und um das ewige Heil der unsterblichen Seelen besorgt sein...Ò

Jesus Christus hat in seinem SŸhnetod am Kreuze unendliche SŸhne fŸr die SŸnden der Menschheit geleistet. Wir aber sollten uns mit seiner SŸhnetat vereinigen und verbinden. So ist wohl das dreimal in der Hl. Schrift festgehaltene Wort vom ãAufschauen zu dem, den sie durchbohrt habenÒ gemeint:

1.    Da steht zuerst die Prophezeiung beim Propheten Sacharja, wo Gott durch den Propheten so spricht: An jenem Tage werde ich darangehen, alle die Všlker zu vernichten, die gegen Jerusalem herangezogen sind.

Aber Ÿber das Haus David und die Bewohner Jerusalems werde ich einen Geist der Erbarmung und des Gebetes ausgie§en, und sie werden aufschauen zu dem, den sie durchbohrt haben. Ihn werden sie betrauern, wie man trauert um den einzigen Sohn und bitter um ihn klagen, wie man klagt um den Erstgeborenen. An jenem Tag wird die Trauer Jerusalems gro§ sein ... An jenem Tage aber wird ein Quell sich šffnen fŸr das Haus Davids und die Bewohner Jerusalems gegen SŸnde und Befleckung!Ò

Es geht da in dieser Prophezeiung um die Vorausschau des SŸhne- und Erlšsertodes des Gottmenschen Jesus Christus. Vorausgeschaut wird der blutige Karfreitag, an welchem nach den drei qualvollen Stunden des Leides und der Verlassenheit des gekreuzigten aus dem durchbohrten Herzen Jesu Blut und Wasser flossen. Jener Tag war wohl der gro§e trauertag, zugleich aber auch der gro§e Gnadentag, weil im durchbohrten Herzen der reinigende Quell gegen SŸnde und Befleckung entsprang, der fortstršmen sollte in der Kirche im reinigenden Bad der Sakramente der Taufe und der Bu§e...

 

2.    Die zweite Stelle in der Hl. Schrift, wo vom ãAufschauen zu dem, den sie durchbohrt habenÒ, die Rede ist, steht als zuverlŠssige Feststellung einer historischen Tatsache am Ende des JohEv (19,37): Hier bezeugt jener Apostel die Durchbohrung des Herzens Jesu, der als einziger treu unter dem Kreuze ausgeharrt hatte und der als Theologe und Mystiker das erlebt und erfahren hat, was die KirchenvŠter dann als den Ursprung der Kirche gedeutet haben: Wie aus der Seite des schlafenden Adam Eva gebildet wurde, so sei aus der Seitenwunde des im Todesschlaf am Kreuze hŠngenden zweiten Adam, Christus, seine Braut, die Kirche gebildet worden im Wasser und im Blut, die dem durchbohrten Herzen Jesu entstršmten, denn das Wasser sei Hinweis auf die Taufe und das Blut Hinweis auf die hl. Eucharistie gewesen. Diese beiden Sakramente aber seien grundlegend fŸr den Aufbau der Kirche. So hat Papst Pius XII. in seiner kostbaren Kirchen-Enzyklika ãMystici corporisÒ geschrieben:

ãDass Christus sein Werk (der KirchengrŸndung) am Kreuzesstamm vollendet habe, versichern in ununterbrochener Reihenfolge die Zeugnisse der heiligen KirchenvŠter, die darauf hinweisen, dass die Kirche am Kreuz aus der Seite des Erlšsers geboren worden sei als neue Eva und Mutter aller Lebenden ... wŠhrend Christus am Kreuze starb, hat er den unermesslichen Schatz der Erlšsung seiner Kirche vermacht... Er lie§ seine reichen Gaben aus seiner gšttlichen FŸlle heraus in die Kirche einstršmen, damit sie ihm mšglichst gleichgestaltet wŸrde (als reine Baut ohne Makel und Runzel).Ò

 

 

Wenn die Kirche als Braut Christi gleichsam dem Herzen Jesu entsprungen ist, dann hat man die Pflicht nicht blo§ Christus, sondern auch die Kirche zu lieben, mit der er sich identifiziert und aufs innigste verbunden gewusst hat wie ein BrŠutigam mit seiner geliebten Braut. Darum konnte der Všlkerapostel Paulus im Epheserbrief (5,26) davon schreiben, ãwie Christus die Kirche geliebt und sich fŸr sie dahingegeben hat, um sie durch das Wasserbad mit dem Wort zu heiligen und zu reinigen. Er ist es ja, der die Kirche herrlich gestalten will, ohne Flecken oder Runzeln und dergleichen, vielmehr soll sie heilig und ohne Makel seinÒ.

Was hier von der Liebe des Herzens Jesu zu seiner auf den Felsen Petri gebauten Kirche gesagt wird – ãChristus dilexit EcclesiamÒ  - das sollte uns eindringliche Mahnung sein, in unserer Liebe und Treue Christus nicht von seiner Kirche und die Kirche nicht von Christus zu trennen. Beide gehšren unzertrennlich zusammen! Und der Standpunkt, den angeblich ein Salzburger Laienkatechet einmal gegenŸber den Eltern der von ihm unterrichteten Kinder kundgetan hat mit den Worten: ãDer Mensch Jesus interessiert mich noch, aber die Kirche ist mir schnuppeÒ,  das ist ein total unkatholischer, unchristlicher Standpunkt. Wer in Liebe und Treue zum Herzen Jesu steht, der muss auch in Liebe und Treue zur Kirche Christi stehen, die doch Christi Herzensanliegen war und von seinem Herzblut lebt!

Wir haben heute das Fest der ApostelfŸrsten Petrus und Paulus gefeiert und haben uns im Evangelium an die Verhei§ung des Herrn an Petrus erinnert: ãDu bist Petrus, der Fels, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen..Ò wir feiern morgen den Kršnungstag Papst Pauls VI. zum Nachfolger Petri. Wir wollen uns aus diesem Anlass daran erinnern, dass die Treue zur Kirche auch die Treue zum Papst mit einschlie§en muss, denn nur dort, wo Petrus und sein Nachfolger ist, da ist die wahre Kirche Christi. So hat einst am Ende des 4. Jahrhunderts schon der gro§e Kirchenvater und Bischof von Mailand, der hl. Ambrosius gesagt: ãUbi Petrus, ibi Ecclesia!Ò Wenn wir treu zum Papst und seinen lehramtlichen Weisungen in Fragen des Glaubens und der Sittenlehre stehen, so vergeben wir uns nichts, im Gegenteil, wir stehen dabei nur in der Nachfolge gro§er MŠnner und Frauen! Wie viele Heilige haben sich hervorgetan durch besondere Treue gegen den Papst in Rom! Es sei nur an einige erinnert: Ignatius v. A., IrenŠus, Ambrosius Augustinus, Bonifatius, Franziskus, Caterina v. Siena, Ignatius v. Loyola, Thomas More und John Fisher, Petrus Canisius und Clemens Maria Hofbauer. Wie die Verehrung der Heiligen und ihre Nachahmung allem Anschein nach in unserer Zeit sehr unmodern geworden ist, so scheinbar speziell die Verehrung solcher Heiligen, denen das ãsentire cum Ecclesia Romana et cum Summo PontificeÒ (das Denken und FŸhlen mit der ršmisch-katholischen Kirche und dem Papst) ein besonderes Herzensanliegen war. Aber es lohnt sich, in dieser Hinsicht unmodern zu sein. Denn nur der aus dem Herzen Jesu entsprungenen auf dem Felsen Petri erbauten Kirche ist zugesichert, dass sie von den Pforten der Hšlle nicht ŸberwŠltigt werden kann.

Was wir jetzt zusammen anstelle der Ÿblichen FŸrbitten als Abbitten an das gšttliche Herz Jesu sprechen wollen, das soll gerade in dem, was sich auf die Kirche und den Papst bezieht, von uns allen mit ganz besonderer †berzeugung gesprochen werden:

ãJe gewaltiger die Pforten der Hšlle gegen deine Kirche anstŸrmen – desto getreuer werden wir an sie uns halten, du getreues Herz Jesu!

Je mehr die Welt deinen Stellvertreter auf Erden anfeindet, desto gehorsamer wollen wir auf ihn hšren, Herz Jesu, du ewige Weisheit!Ò

In diesem Sinn mšchte ich mit dem Beispiel schlie§en, das vor 30 Jahren ein junger Deutscher, Hansjšrg von Heintschel, gegeben hat. Er war vom NS-Regime wegen BetŠtigung fŸr die vom Regime verbotene Katholische  Jugend zum Tod verurteilt worden. Auf dem Weg zur Hinrichtung betete er laut das Credo. Mitten hinein fragte ihn der NS-Oberstaatsanwalt nochmals nach seinem Namen. Er aber fuhr unbekŸmmert im Gebet fort: ã...ich glaube an den Hl. Geist, die heilige katholische Kirche, Gemeinschaft der heiligenÒ. Die letzten Worte des Credo wurden schon Ÿbertšnt vom herabsausenden Fallbeil: ÒVergebung der SŸnden, Auferstehung der Toten und das ewige LebenÒ.

Ja, wir glauben daran, wir hoffen darauf, weil wir uns geborgen wissen in aller Not im Herzen des Gottmenschen Jesus Christus in seiner Kirche, und weil wir auch dann, wenn Er zum Gericht kommt, zuversichtlich zu Ihm aufschauen kšnnen.

Das ist jene 3. Stelle in der Hl. Schrift, an der vom Aufschauen zu dem, den sie durchbohrt haben, gesprochen wird: Im letzten Buch der Hl. Schrift, in der GehOffb 1,7. Hier hei§t es: ãSiehe, Er kommt auf den Wolken und sehen wird ihn jedes Auge, auch ãdie Ihn durchbohrt habenÒ...Ò Ja, fŸr alle, fŸr Freunde und Feinde, wird dann dieses durchbohrte Herz am Ende der Zeiten sichtbar werden; alle werden dann dazu aufschauen, aber in ganz verschiedener weise: denn die einen, denen dieses Herz der Inbegriff ihres Glaubens, Hoffens und Liebens war, werden dann mit Freude und Zuversicht, ja mit Seligkeit aufschauen, weil sie nun auf ewig ihren Lohn in Empfang nehmen dŸrfen in jenem Aufschauen, das der Všlkerapostel die beseligende Gottesschau von Angesicht zu Angesicht nennt; die anderen aber, die damals und immer wieder im Lauf der Zeit durch ihren Unglauben, durch ihre Verstocktheit, durch ihre Lieblosigkeit und GehŠssigkeit dieses Herz durchbohrt haben, werden dann zu diesem verschmŠhten Herzen aufschauen mŸssen, aber es wird ein Aufschauen in der furchtbaren Gewissheit sein, fŸr immer und ewig verworfen zu werden, weil sie zuvor Ihn, den Heilbringer und sein Heil verworfen haben, obgleich Er auch fŸr sie den letzten Blutstropfen seines Herzens in erlšsender Liebe vergossen hatte.

Aufschauen zu dem, den sie durchbohrt haben! Tun wir es immer wieder in SŸhnebereitschaft und in treuer Liebe zum Herzen Jesu, zu seiner Kirche und zu ihrem sichtbaren Oberhaupt, dem Papst. Amen